Ich spare mir wieder einmal die ganzen Entschuldigungen. Zwar habe ich auch nie wirklich an irgendeiner Stelle versprochen in einem gewissen Zeitabstand meinen Blog zum Leben zu erwecken ( außer mal abgesehen von meinem ganz unwichtigen Vertrag, wo das auch schööööön formuliert ist), jedoch ist es eine Frage das Anstands- oder nicht?
Rein ins kühle Nass!
meine rote Marschrutka
Am Freitag dem 18.11.09 bin ich in meine alte Heimat gestartet. Um 01:00 in der Nacht startete meine Marschrutka von Sumy nach Kiew. Vorher wurde ich von einem Taxi von zu Hause abgeholt. Der Taxifahrer war ein junger Mann, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er die letzte Disco verpasst hätte und dies jetzt nachholen müsste. Meine Ohren sind fast abgefallen als er seinen Techno-Beat auf der Fahrt aufdrehte, doch ich kam gut bei der Marschrutka an. Diesmal war es jedoch ein roter Transporter. Hat ich noch nie- auch schön. Diese so frühe Zeit hat den Grund, das ich ja rechtzeitig um 8 Uhr in Kiew mit meinem Reisebus die 24h nach Berlin antreten kann.
Auf der Fahrt nach Kiew hab ich größtenteils geschlafen. Da ich also keine Tonaufzeichnungen von meinem Schnarchen habe, kann ich euch nichts weiter von diesen 5 Stunden erzählen AUSSER.. („jaaahaaa jetz’e bist’e
mein Reisebus
jespannt wa‘?“) Als wir mitten in der Nacht eine Pause machten, stand ich also im kühlen Ukrainewind, in den Händen Semetschki (im Mund auch) und ich schaute in die Dunkelheit. Meine Aufmerksamkeit in diesen wenigen Minuten galt vor allem den Tieren. Ich kann sogar noch weiter eingrenzen: den Hunden!- die da rumstreunten, verzweifelt nach etwas zum Futtern suchten und irgendwie versuchten vor der Kälte zu fliehen. Mir kam der Gedanke: „Es gibt Hunde auf ukrainischen Raststätten wie Schmetterlinge in deutschen Gärten.“
der Start in die Fahrt- Sonnenaufgang in Kiew
Die fahrt ging weiter, ich wollte weiter schlafen aber nein- es sollte nicht sein! Über mir, als würde irgendwo ein kleiner Gnom sitzen und darüber lachen, brannte das einzige von 10000 Lichtern in diesem Bus, natürlich GENAU auf mein Kopf. Herzlichen Dank. Später habe ich mich daran erinnert, alles im positiven Licht (was für eine Ironie) zu sehen und hab mir vorgestellt, es wäre ein Heiligenschein 🙂
Begleitet von Gottes Segen bin ich also gut in Kiew angekommen, wartete bei
ukrainische Landschaft
McDonalds ein Stündchen und suchte dann mein Bus- mit Erfolg. Ein letzter schöner Sonnenaufgang in Kiew strahlte mir entgegen, bevor sich dann der Bus in Bewegung setzte.
Die Fahrt war eigentlich ganz chillig. Ich saß am Anfang allein. Nach ungefähr 1/3 der Fahrt bekam ich einen Sitznachbar in Form von einer netten Dame. Ich schätze sie auf Mitte 170….KILOGRAMM….und das andere Bein auch. J
Nein, natürlich nicht. Neben mir saß eben eine alte Oma, bei der ich das Gefühle hatte, dass sie von Zeit zu Zeit immer mehr Platz in Anspruch nahm und diesen auch mit ihrem Achselschweiß verteidigte. Ich wollte die weiße
ein Stück heimischer Boden- ukrainische Botschaft in Berlin
Fahne hissen, aber entkommen konnte ich nicht- das Fenster ließ sich nicht zerstören…mehr noch: durch Dämpfe, deren Quelle ich genau neben mir identifizieren konnte, beschlugen die Fenster und der schöne Ausblick auf die Natur wurde mir verwehrt.
Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel mehr zu Hinfahrt zu sagen. Ich war 23,5 Stunden unterwegs und 2,5 Stunden an der Grenze. Schmunzeln musste ich aber auch an einer Stelle, als wir mit dem großen Reisebus ein Fahrbahn einschlugen, die sich einem Feldweg in Deutschland sehr ähnelte 😀 Also n Reisebus auf einem Feldweg- gibt’s auch nicht alle Tage…und wenn, dann nur in der Ukraine! 😉
Ich kam in Berlin am Zentralen Omnibus Bahnhof um 5:30 Uhr an und wartete auf meine Freunde, die mich dann nach Luckau fuhren.
In der Woche habe ich dies und das erledigt, ich war bei der ukrainischen Botschaft, hab Freunde besucht, war bei einem Konzert, … Alles mögliche halt.
Natürlich konnte ich nicht ÜBERALL vorbeischauen und „guten Tag“ sagen- verzeiht mir bitte dies. Aber die Zeit kommt, wo ich jeden einzelnen von euch wieder abklappern werde.
Meine Rücktour:
Also das, was ich an deutschen Reisebussen und Fahrten mit Reisebussen vermisst habe, wurde mir zur Qual in einem Reisebus einer ukrainischen Reiseagentur: Die Filme! Also wie oft ich in deutschen Reisebussen einen Film gesehen hab, könnte ich an einer Hand abzählen. Wie viele Sekunden auf der Hin- und Rückfahrt auf dieser Reise KEIN Film gezeigt wurde, auch! Schlafen war unmöglich denn über mir befand sich ein seltenes Exemplar eines
mein Bus mal von Innen
Lautsprechers, der BESONDERS laut zu sein schien, vor allem aber auch nicht runter zu regeln war. Und immer die gleichen ukrainischen Krimis, wo 80% nur geredet wurde. War zwar gut gemeint, mein ukrainisch auf Vordermann zu bringen, aber in dieser Situation echt nicht nötig.
Ich hab es dennoch überstanden und mir auch 1-2-3 Teile angeschaut. (vor allem aber auch 60% Verstanden worum es geht!!! (*Ausrufezeichen*) !!! )
Die Busfahrer waren diesmal sehr locker drauf. Auf der Hinfahrt gab es nur Pausen von maximal 10 Minuten, meist 5. Einmal standen ich und andere noch draußen und der Busfahrer hat (aus Scherz natürlich, aber wir wissen ja- bei jedem Spaß ist auch ein wenig Ernst mit im Spiel) angefangen, die Omas in den Bus zu schieben damit wir weiter können! 🙂
Auf der Rückfahrt jedoch war das ein wenig ruhiger- komischer Weise waren wir auch auf der Rückfahrt schneller. Sachen gibt’s….die gibt’s gar nicht.
Einmal machten wir eine Pause, ich musste noch meine Schuhe anziehen, war also der letzte im Bus. Da höre ich auf einmal rufen (übersetzt) „Schmidt Schmidt…los los- spazieren!…los los…“ Ich: „jahaaaa..komme doch schoooohoooon….“ Ja, muss schon sagen, war eine sehr lockere und gute Fahrt.
Übrigens war mein Trinken SEHR (und ich wiederhole: SEHR) KNAPP (und ich zitiere: „KNAPP“)!- an dieser Stelle möchte ich ein Familienmitglied grüßen, welches mich so liebevoll mit Trinken versorgt hat: mein Bruder Kyrill 🙂 Ohne dich hätte ich wohl gar nichts gehabt, richtig? (Für die zweit-schlausten Leser: Ironie!) -.-
Dafür sind Kyrill und ich aber am Tag der Abreise nach Berlin getrampt und er hat mich beim Bahnhof verabschiedet! 🙂
Brüder nehmen Abschied- Tränen flossen NICHT!
Diesmal hatte ich aber einen Einzelplatz die ganze Fahrt über- sehr schön. Nur hab ich mich gewundert, das gerade MEINE Fensterscheibe total dreckig und nass war, die anderen alle aber nicht, aber das sollte mich nicht weiter stören….nur ein bisschen….naja…in dem Moment sicher noch ein bisschen mehr als bisschen aber nun sitze ich ja hier, und nicht im Bus!
Als ich in Kiew angekommen bin, bin ich dann gleich weiter mit der Marschrutka nach Sumy gefahren und super zu Hause angekommen. Diese Fahrt ging ungefähr 22 Stunden und wir standen 1,5 Stunden an der Grenze.
Die Fahrt war also OK. Nun lebe ich hier wieder meinen Arbeitsalltag: wickel um die 100x Puppen am Tag, repariere Schränke, bau Musikanlagen auf, bereiten zusammen Salat zu…..und und und.
Grenze Polen- Ukraine
Es ist schön wieder hier wohlbehalten angekommen zu sein und ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich mich auf den nächsten (kurzen) Besuch in Deutschland freue. 😉
Bleibt behütet und geht mit ihm.
nathan
ps. Meine Visumsache (so wie ich das alles verstanden habe): Ich darf innerhalb eines Jahres 180 Tage (6 Monate) ohne Visum in der Ukraine sein. Davon aber höchstens 3 Monate am Stück. Also bin ich jetzt nach 90 Tagen ausgereist und wollte mir ein Visum holen was mir erlaubt, weitere 6 Monate in der Ukraine sein zu dürfen. Dieses Visum kostet Geld und bedarf einer Bearbeitungszeit, deswegen war ich auch gleich am Montag in der ukrainischen Botschaft. Mir wurde aber erklärt, würde ich dieses Visum beantragen, dann würden die 3 Monate, die ich schon in der Ukraine war, auch mit rein zählen. Heißt also, ich könnte weitere 3 Monate mit und auch ohne Visum noch in der Ukraine sein. Dieses Visum ist also anscheint nur dazu da, um 6 Monate hintereinander in der Ukraine zu sein. Also bin ich jetzt ohne Visum zurück, hab noch 3 freie Monate hier und muss in der Zeit mir ein richtiges Visum beschaffen. Verstanden? Bei fragen sich einfach unter nathanus@gmx.de melden. Wir (mein Laptop und ich) sind für sie da.